Den „Dolmetscher auf Krankenschein“ forderte die damalige Staatsministerin für Integration 2010, 2021 steht die Übernahme von Dolmetschkosten im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Bis daraus ein Gesetz wird, sind noch viele Fragen im politischen Aushandlungsprozess zu klären. Im Alltag der Niedergelassenen und Krankenhäusern stellen sich bestimmte Fragen nicht erst in der Zukunft, sondern sind schon lange für die Patientenversorgung entscheidend, sodass punktuell Not-Lösungsansätze gefunden werden.

Nach einem kurzen Impuls zu den aktuellen politischen Rahmenbedingungen und der verbandspolitischen Ausrichtung durch Vizepräsidentin Elvira Iannone erörtern die Bundesreferenten Birsen Serinkoz (Acar) und Ralf Pfleger im Gespräch Fragestellungen und Baustellen aus dem Dolmetschalltag im Gesundheitswesen, nehmen dabei Bezug auf einschlägige Normen und reflektieren gemeinsam deren (mögliche) Auswirkungen auf die Praxis. Jeannette Lakél stellt die seit Mai im LV Bayern angebotene Dolmetschsprechstunde zum Umgang mit Belastungen nach fordernden Einsätzen vor.

In der neuen Folge der Online-Reihe „Die Zukunft ist jetzt …“ dreht sich also alles um die Entwicklungen, die dem Dolmetschen im Gesundheitswesen bevorstehen (könnten), welche Rahmenbedingungen bereits definiert und noch zu definieren sind, und welche Chancen sich daraus für Dolmetscher ergeben.

Neben Einblicken in unterschiedliche Aspekte der Praxis wird es bei der Veranstaltung auch wieder Raum für Fragen geben.

30. Juni 2022, 17.00 Uhr
auf der Plattform Zoom
Teilnahme für BDÜ-Mitglieder kostenfrei

Über die Referenten

Jeannette Lakèl ist seit 2016 Mitglied des Vorstands im Landesverband Bayern und seit 2022 Erste Vorsitzende. Sie betreut dort unter anderem das Ressort Dolmetschen im Gemeinwesen und im Gesundheitswesen. Nach langjähriger Tätigkeit in der Physiotherapie sattelte sie um und erwarb 2000 ihren Abschluss als staatlich geprüfte Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch, Zweitsprache Französisch, Muttersprache Deutsch, Fachgebiet Technik (FAK, Fremdspracheninstitut München). Danach trat sie eine Festanstellung in einer Patentanwaltskanzlei an, seit 2007 ist sie in Vollzeit freiberuflich in den Bereichen Medizin und Pharmazie tätig.

Elvira Iannone ist seit 2018 Mitglied des Bundesvorstandes und bekleidet dort das Ressort Dolmetschen. Sie ist Diplom-Dolmetscherin (Universität Mainz/Germersheim) und seit 2007 im Sprachenpaar Deutsch-Italienisch aktiv. Außerdem ist sie in der Aus- und Weiterbildung von Dolmetschern engagiert: an der Universität Innsbruck (2011-2018) und seit 10 Jahren außeruniversitär in vielen unterschiedlichen Projekten in Österreich und Deutschland. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen gibt sie auch als Practisearcher weiter.

Birsen Serinkoz (Acar) erlangte einen BA als DaF-Lehrerin an der Pädagogischen Fakultät der Universität Istanbul und absolvierte anschließend den M.A. Sprache, Kultur, Translation (Universität Mainz/Germersheim). Dort promoviert sie zum Thema Dolmetschen als Lohnarbeit und unterrichtet aktuell Fachdolmetschen. Als Übersetzerin und Dolmetscherin für Türkisch ist sie viel im Fachgebiet Medizin tätig, auch als Beraterin und Dolmetschtrainerin. Sie bringt ihre Expertise seit 2019 als Bundesreferentin für das Dolmetschen im Gemeinwesen und das Dolmetschen im Gesundheitswesen in den Berufsverband ein.

Foto: Britta Hoff, © Johannes Gutenberg-Universität Mainz